Eigentlich hätte heute Abend, 9. November 2022, in Tel Aviv und im Netz (Zoom) eine Veranstaltung von Goethe Institut und Rosa Luxemburg Stiftung (Tel Aviv) stattfinden sollen, deren Absicht die Organisatoren wie folgt beschrieben haben:
„Fast 75 Jahre nach seiner Gründung bleibt Erinnern in Israel ein politisch umkämpftes Terrain. Jüdinnen und Juden richten den Fokus auf den Holocaust, Palästinenser:innen hingegen auf das Schicksalsjahr 1948, als Hundertausende Opfer von Flucht und Vertreibung durch jüdische Kämpfer wurden – arabisch als Nakba (Katastrophe) bezeichnet. In ihrem Buch „Den Schmerz der Anderen begreifen“ plädiert die Publizistin Charlotte Wiedemann für ein neues empathisches Erinnern, das verschiedenen Seiten gerecht wird und Solidarität statt Opferkonkurrenz fördert.“
Im Hintergrund steht eine Publikation von Charlotte Wiedemann „Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis“ (Propyläen, 2022).
An dem Gespräch , das jetzt am Sonntag, 13. November 2022, 19.00 Uhr stattfinden wird, werden teilnehmen:
Charlotte Wiedemann ist Publizistin und Auslandsreporterin, ihre Beiträge erschienen u.a. in Die Zeit, Geo und Le Monde Diplomatique. Sie hält Vorträge, ist Kolumnistin der taz und hat zahlreiche Bücher zu internationalen Themen veröffentlicht, zuletzt erschien „Den Schmerz der anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis“ (Propyläen, 2022). Geprägt vom Schweigen in der eigenen Familie, verfolgt sie die Debatten um die deutsche Verantwortung für den Nationalsozialismus seit vier Jahrzehnten.
Bashir Bashir ist außerordentlicher Professor für politische Theorie an der Open University of Israel und Senior Research Fellow am Van Leer Jerusalem Institute. Er forscht zu Demokratietheorie, Nationalismus, Staatsangehörigkeit, Multikulturalismus und Versöhnungspolitik. Zuletzt erschien von ihm The Arab and Jewish Questions: Geographies of Engagement in Palestine and Beyond (Columbia University Press, 2020); Mitherausgeber von The Holocaust and Nakba: A New Grammar of Trauma and History (Columbia University Press, 2018)
Amos Goldberg ist außerordentlicher Professor für Geschichte des Holocaust und Leiter des Forschungsinstituts für zeitgenössisches Judentum an der Hebräischen Universität von Jerusalem. Seit Jahrzehnten erforscht er die Geschichte und die Erinnerung an den Holocaust an der Schnittstelle von Geschichte, kritischer Theorie und Literatur. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Trauma in First Person: Diary Writing during the Holocaust (Indiana University Press, 2017); Zusammen mit Bashir Bashir (Hg.) The Holocaust and Nakba: A New Grammar of Trauma and History. Goldberg gehört zu den Initiatoren und Verfassern der Jerusalem Declaration on Antisemitism.
Inge Günther hat mehr als zwanzig Jahre lang als Korrespondentin in Israel und Palästina gearbeitet, unter anderem für die Frankfurter Rundschau und die Berliner Zeitung. Für ihre Berichte erhielt sie mehrfach Preise, zuletzt 2017 den Journalistenpreis der Deutschen Initiative für den Nahen Osten. Aus beruflichen wie privaten Gründen ist Jerusalem ihre zweite Heimat neben Berlin geworden.
Die Veranstaltung wird live per Zoom übertragen. – Bitte um Anmeldung: telaviv.office@rosalux.org
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Die Verschiebung ist das Ergebnis von „Protesten“ aus Deustchland, hier einige Stimmen dazu:
https://www.jpost.com/israel-news/article-721814
https://www.goethe.de/ins/il/de/ver.cfm?event_id=24278029 (mit der Begründung der Verschiebung)
Zahlreiche Weitere lassen sich leicht auffinden, auch Polemiken auf Twitter.
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Kommentar: Es scheint mindestens so wichtig, wie über das Thema, auch kontorvers, zu diskutieren, danach zu fragen, warum es zu solchen Reaktion kommt – warum wird es (von manchen / einigen ?) als bedrohlich empfunden, den Schmerz des anderen zu begegreifen? Die Wirklichkeit des Erinnerns is vielfältig und heterogen, wer setzt die Maßstäbe, was gedacht, gefühlt, empfunden werden darf? Der lange Arm der Geschichte ist weiter präsent….
Ein Gedanke zu “Den Schmerz der Anderen begreifen”