israel & palästina 1-3/2019

Zeitschrift für Dialog (2020)
Themenheft in Kooperation mit dem Palestine-Israel Journal aus Jerusalem: Deutschland | Israel | Palästina: Über die Komplexität einer Dreiecksbeziehung.
218 Seiten | 978-3-86575-375-5 | 15,00 €

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Editorial

Deutschland, das größte europäische Land, das aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges neu erstand, verwundet und zerstört, unter der Last der dunkelsten Phase seiner Geschichte im Nationalsozialismus, wurde zur wirtschaftlich stärksten Nation in Europa. Dieses Wiederauferstehen Deutschlands war verbunden mit einem Bekenntnis zu seiner geschichtlichen Verantwortung und dem Wunsch, neue, bessere Beziehungen mit den Opfern seiner Vergangenheit aufzubauen.
Die Bundesrepublik Deutschland hat – auf allen Ebenen und in allen Bereichen – erheblich zum Aufbau des Staates Israel beigetragen und einmalige und spezielle Beziehungen zum Staat Israel aufgebaut.

Zugleich und unter Bewahrung dieser besonderen Beziehung zu Israel ist es
Deutschland gelungen, freundschaftliche und kooperative Beziehungen zur
Palästinensischen Autorität aufzubauen, jener Regierungsbehörde, die nach der Unterzeichnung der Oslo-Verträge zwischen Israel und der PLO entstanden war und die – wie die israelische Regierung – dazu beitragen sollte, den israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen.

Es waren diese besonderen Beziehungen, die die Herausgeber des Palestine Israel Journal aus Jerusalem und den diAk mit seiner Vierteljahreszeitschrift israel & palästina – Zeitschrift für Dialog bewogen haben, eine eigene Ausgabe zu publizieren, die diesem besonderen Dreieck Deutschland-Israel-Palästina gewidmet ist. Von verschiedenen Zugängen her galt es nachzuvollziehen, was in der Vergangenheit geschehen war, und den Blick auch darauf zu richten, was unternommen werden müßte, um die Rolle Deutschlands als Akteur mit friedlichen Mitteln in diesem Dreieck zu erhalten, zu stärken und auszubauen. Dabei liegt ein Fokus darauf, was Deutschland bi- und multilateral zu einer Konflikttransformation beitragen könnte, um friedliche Beziehungen zwischen Israel und Palästina zu fördern.

Diese Ausgabe befaßt sich mit dem komplexen, widersprüchlichen, spanungsreichen und herausfordernden Beziehungsgeflecht der drei kollektiven Identitäten, die der diAk im Namen führt: „Deutschland | Israel | Palästina – zusammen denken“. Immer wieder geben die Relationen Anlaß für kritische Auseinandersetzungen, immer wieder prägen Nicht-verstehen, manchmal auch Nicht-verstehen-wollen die Debatten und Gespräche.

Das gemeinsame Unternehmen dieser Publikation erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das gemeinsame Gespräch, die konstruktive Auseinandersetzung, der kritisch-respektvolle Dialog nicht mehr selbstverständlich erscheint, wenn der es denn je gewesen ist.

Die Narrationen in Deutschland, gerade auch in seinen eigenen verstörenden und gebrochenen Nachkriegswirklichkeiten, in Israel und in Palästina sind und bleiben geprägt von den Verbrechen, die von Deutschen und im Namen Deutschlands im 20. Jahrhundert begangen wurden.

Die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind, bleiben unterschiedlich, je
nachdem, wer spricht. Aber jenseits einer partikularen oder einer universellen Antwort auf die Geschichte bleiben Fragen der Gerechtigkeit und der Menschenrechte immer wieder eine Herausforderung.

Mit diesem Heft wollen der diAk und das PIJ einen Beitrag leisten, dieses
schwierige und auch nicht in allem gleichseitige Dreieck, noch einmal anzugehen. Es wird nicht das letzte Mal sein, daß diese Fragen auftauchen. Es bleibt ein schwieriges Dreieck. Und sicher nicht nur für die deutsche Seite. Und die Verantwortung bleibt, gerade im Angesicht der Realitäten zwischen Mittelmeer und Jordan, wo die Geschichte mit ihren Konsequenzen noch immer nicht zu einer Konfliktregelung, Befriedung
der Region und selbst bestimmten Entwicklung aller beteiligten nationalen
Souveräne führt. Aber Frieden und Gerechtigkeit müssen Wirklichkeit werden, wenn Erinnerung nicht zu einer leeren Formel werden soll.

Diese Ausgabe erscheint auf Englisch als Ausgabe des Palestine Israel
Journal und auf Deutsch als Ausgabe von israel & palästina – Zeitschrift für
Dialog. Dieses Projekt wurde möglich durch die großzügige Unterstützung
der Auswärtigen Amtes in Berlin. Aber selbstverständlich geben die Beiträge in den Heften ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorinnen und Autoren wieder, nicht unbedingt die Positionen des Palestine Israel Journal oder des diAk, resp. von israel & palästina – Zeitschrift für Dialog oder die Sicht des Auswärtigen Amtes.

Ziad Abu Ziad & Hillel Schenker | Rainer Zimmer-Winkel