„Wenn Du Dich um Israel sorgst, ist Schweigen keine Option mehr!“

Mitte September 2016 haben etwa 500 Israelis einen Aufruf veröffentlicht, in dem sie die Juden in aller Welt auffordern, sich gemeinsam gegen die Besatzung zu engagieren und eine neue Zukunft um des Staates Israel und der kommenden Generationen aufzubauen. In dem Aufruf heißt es:

„Das nahende Jahr 2017 markiert 50 Jahre der israelischen Okkupation der palästinensischen Gebiete. Israel steht an einem Scheideweg. Die gegenwärtige Lage ist verheerend. Der anhaltenden Okkupation wohnt die Unterdrückung von Palästinensern inne und fördert das gegenseitige Blutvergießen. Sie untergräbt das moralische und demokratische Gewebe des Staates Israel und verletzt Israel als Teil der Gemeinschaft der Welt.

Unsere beste Hoffnung für die Zukunft – der sicherste Weg für Sicherheit, Frieden und Wohlstand – liegt in einer verhandelten Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts, die in der Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates an der Seite Israels mündet.

Wir rufen die Juden in aller Welt auf, sich mit israelischen Partnern für eine koordinierte Aktion zu vereinen, um die Okkupation zu beenden und eine neue Zukunft um der Zukunft des Staates Israel und der kommenden Generationen aufzubauen.“

Zu den Erstunterzeichnern gehörten Shaul Arieli, Elie Barnavie, Michael Ben-Yair, David Broza, Avrum Burg, Orly Castel-Bloom, Noami Chazan, Yael Dayan, Akiva Eldar, Moshe Gershuni, Amos Gitai, David Grossman, David Har’el, Eva Illouz, David Kahneman, Dani Karavan, Amia Lieblich, Savyon Liebrecht, Alon Liel, Avishai Margalit, Ruchama Marton, Sami Michael, Amram Mitzna, Ohad Naharin, Achinoam Nini, Amos Oz, Frances Raday, Michal Rovner, Alice Shalvi, Shimon Shamir, Joshua Sobol, Iftach Spector, Zeev Sternhell, Gila Svirsky, David Tartakover, Micha Ullman, Chaim Yavin, Moshe Zimmermann und Moshe Zuckermann.

Der Artikel ist dem Blog von Reiner und Judith Bernstein entnommen

Global Peace Builders Summit 2016 (Auswärtiges Amt und Culture Counts Foundation), 04.-09. September 2016 in Berlin

Zusammenfassung von Ulla Philipps-Heck

Auf Initiative der Stiftung Culture Counts und Einladung des Auswärtigen Amtes hin kamen 29 Peace Builders (pbs) aus 25 Krisengebieten in Asien, Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten und Osteuropa für fünf Tage nach Berlin. Sie alle haben in lokalen Projekten Methoden und Lösungsansätze entwickelt, mit denen sie in ihren Zivilgesellschaften an der Überwindung von Ungleichheit, Diskriminierung, Exklusion und Gewaltanwendung arbeiten.

In einem viertägigen gemeinsamen Workshop in der Akademie in Paretz tauschten die 29 Peace Builders (pbs) ihre Erfahrungen und Arbeitsmethoden aus. Beim Empfang im Auswärtigen Amt am letzten Tag ging es um Fragen wie: Was stärkt uns – d.h. die pbs und die deutschen Partner – in Krisengebieten bzw. in der Krisenprävention heute? Welche Erfahrungen und Impulse nehmen wir mit? Und: Was erhoffen die pbs von den deutschen Partnern des Summit bzw. der Krisen- bzw. Entwicklungspolitik der deutschen Regierung?

Sowohl Michael Gleich von der Stiftung Culture Counts als auch Christian König (Abteilungsleiter Konfliktprävention des Auswärtigen Amtes) betonten, dass es ihnen nicht nur um Zuhören und Reden sondern auch um konkrete Unterstützung geht. Als weitere  wichtige Aufgabe betrachten sie, pbs einen sicheren Raum für den Erfahrungsaustausch zu bieten und Trainingsmaßnahmen zu unterstützen. Die Abteilung Konfliktprävention des AA erarbeitet z. Zt. neue Richtlinien für ihre Arbeit, die 2017 fertig sein sollen; Input von lokalen Experten in Krisengebieten ist ausdrücklich erwünscht.

Aus Sicht der pbs ist in der Entwicklungspolitik bzw. Krisenprävention westlicher Staaten ein doppelter Perspektivwechsel nötig, den sie in den folgenden Punkten zusammen fassten :

  1. Die Zivilgesellschaft verliert in fast allen Krisengebieten an Einfluss und Boden. Dem muss dringend entgegengewirkt werden. Lokale zivilgesellschaftliche Kräfte, die sich in der praktischen Umsetzung von Menschenrechten engagieren, müssen dabei stärker in den Fokus genommen und ihre Kompetenzen stärker genutzt werden.
  2. Der Westen/Norden muss zu verstehen beginnen, dass es keine globalen Rezepte für die Vorbeugung und Lösung von Konflikten gibt; jeder Konflikt ist eingebettet in spezifische Rahmenbedingungen. Lokale Akteure und Projekte wie die der anwesenden pbs haben Kompetenzen und wirksame Lösungsansätze entwickelt, die sie auf der Basis ihrer Erfahrungen kontinuierlich weiter entwickeln wollen. Von diesen Kompetenzen kann die deutsche/westliche Außenpolitik nachhaltig profitieren.
  3. Um der Außenpolitik der BRD innovative und nachhaltige Impulse geben zu können, brauchen die pbs langfristig angelegte Unterstützung, auch durch internationale Veranstaltungen, wie sie das AA und die Stiftung Culture Counts durch diesen „Global Peace Builders Summit“ initiiert haben. Solche Tage gemeinsamen Nachdenkens und Arbeitens bieten eine „Auszeit“ und damit Schutz vor ‚burn-out‘ der pbs; sie bieten den pbs eine dringend nötige Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und ein Netzwerk von lokalen effektiv arbeitenden Projekten aufzubauen, das den Austausch und die Weiterentwicklung ihrer Kompetenzen und Lösungsansätze effektiviert.
  4. Weitere „Summits“ ähnlich dem jetzigen tragen wesentlich dazu bei, dass aus innovativen, lokal entstandenen Lösungsansätzen nachhaltige Impulse für Krisenprävention entstehen können. Die beim Summit 2016 anwesenden pbs hoffen darauf, dass das AA und die Stiftung Culture Counts diese Chance für die lokale Prävention bzw. die lokale Lösung von Krisen global ergreifen und bald einen zweiten solchen Summit organisieren werden.

Nava Sonnenschein, Leiterin der School for Peace in Neve Shalom – Wahat al Salam in Israel, war eine der pbs, die zu dem Summit eingeladen waren. Hier ihr Fazit:

„Der Summit hat uns allen, die wir aus so verschiedenen Konfliktgebieten kommen, einen selten möglichen Rahmen geboten, in dem wir Projekterfahrungen und Ideen miteinander austauschen konnten. In den gemeinsamen Tagen in Paretz wurde bald klar, dass wir trotz der Verschiedenheit unserer Projekte und Konfliktgebiete mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben: Die Arbeit von Menschenrechtsprojekten für Gleichberechtigung, Inklusion und friedlichen Konfliktlösungen wird in den meisten Krisengebieten zunehmend durch gesetzliche Regelungen der jeweiligen Regime beschnitten. Peace builders müssen deshalb Wege finden, ihre Zivilgesellschaften in ihrem lokalen Umfeld zu stärken.

Viele pbs sind inzwischen der Ansicht, dass diese Aufgabe von den UN nur unzureichend wahrgenommen wird, und dass wir deshalb ein eigenes Netzwerk, d.h. unsere eigenen „Vereinten Nationen“ bilden müssen. Dieser Summit war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir hatten den Raum und den Rahmen für eine gemeinsame Bestandsaufnahme und die Entwicklung erster Netzwerk-Ideen. Am Donnerstag kam eine etwa 10-köpfige Gruppe des Bundestags-Unterschusses „zivile Konfliktprävention“ zu uns und stellte uns zahlreiche spezifische Fragen zu unseren Projekten sowie Fragen zu unseren gemeinsamen Herausforderungen durch die globalen Krisen.

Die gemeinsamen Tage bei diesem Summit haben uns eine Atempause verschafft. Unser Erfahrungsaustausch hat die Relevanz und das Potential lokal tätiger pbs gestärkt und deutlich gemacht, dass globale Krisen auch über den lokalen Ansatz gelöst werden können und müssen. Die vor Ort tätigen Projekte sind es, die konkret mit Ungleichheit, Diskriminierung, Exklusion und Gewaltanwendung konfrontiert sind, und sie sind es, die nachhaltige Lösungsansätze entwickeln und bereits praktizieren.

Wir danken dem Team in Paretz, wo die pbs herzlich willkommen geheißen und mit großer Achtsamkeit betreut wurden. Wir alle haben verstanden, welch enorme organisatorische Leistung diesen Summit erst möglich gemacht hat und danken den Teams der Stiftung Culture Counts und des deutschen Außenministeriums für ihren großen Einsatz. Und wir alle hoffen sehr, dass es nicht nur eine Fortsetzung unseres Erfahrungs- und Kompetenzaustausches über das geplante online-Forum, sondern auch eine Fortsetzung solcher Summits geben wird.“

Website der School for Peace: http://www.sfpeace.org

© Bericht und Übersetzung des Statements von Nava Sonnenschein: Ulla Philipps-Heck           12. September 2016

Weitere Informationen: http://global-peacebuilders.org/

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Die Friedensschule Neve Shalom/Wahat al-Salam in Doar Na Shimshon

Neu erschienen: israel & palästina – Zeitschrift für Dialog II|2016: Givat Haviva

i&p_2_2016_Umschlag.inddDie soeben erschienene neue Ausgabe von israel & palästina des diAk e.V. ist Givat Haviva gewidmet, einer Initiative, die seit vielen Jahren mit Programmen, Bildungs- und Kulturarbeit und der Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Netzwerken einen Ort jüdisch-arabischer Verständigungsarbeit in Israel aufgebaut haben.

Die reich bebilderte Ausgabe stellt die Organisation in seiner ganzen Bandbreite, mit Bezug auf die internationale Reichweite, den deutschen Freundeskreis, die traditionellen und neuen Dialogprogramme als auch das neue Flaggschiff-Programm „Shared Communities“ vor. Weiterhin spricht die Journalistin Ute Hempelmann in einem Interview mit dem Programmdirektor Mohammad Darawshe über Givat Havivas Vision einer „Shared Society“ – einer israelischen Gesellschaft, an der alle Bürger(innen) gleichberechtigt teilhaben.

Der vollständige Inhalt und der Link zum Heft im Vertrieb des AphorismA Verlags findet sich hier. Zum Heft ist als Beilage eine Postkarte erschienen, die auch seperat zu erwerben ist.

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Das Kalenderblatt im September: Neve Shalom – Wahat al-Salam

An dieser Stelle präsentieren wir jeden Monat ein neues Kalenderblatt aus dem diAk-Kalender, der in einer Sonderausgabe als Ausgabe IV/2015 erschienen ist.

Neve Shalom – Wahat al-Salam (hebräisch und arabisch für „Oase des Friedens“) ist ein bi-nationales Gemeinschaftsprojekt, das 1972 von jüdischen und arabischen Israelis aufgebaut wurde. In dem Dorf, das in gleicher Entfernung zu Tel Aviv, Jerusalem und Ramallah liegt, leben jüdische und palästinensische Israelis zusammen. Die Kooperative versucht ihre Vision einer gleichberechtigten Gesellschaft in einer Schule des Friedens, im Bildungssystem für die Kinder und in einem pluralistischen spirituellen Zentrum umzusetzen.

Kontakt: http://www.wasns.org | info@nswas.info | Neve Shalom / Wahat al-Salam | Doar Na Shimshon 99761, Israel | Tel.: 02 9996305 | Fax: 02 9911072

Spenden: Account Name: Association of Friends of Educational Institutions
Account No. 12-690-454444 | IBAN: IL 92-0126-9000-0000-0454-444 | SWIFT: POALILIT

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