Am Dienstag, den 11. Oktober haben die Regierungen Israels und des Libanon einen ‚Deal‘ über ihre Seegrenzen im Mittelmeer geschlossen. Diese Vereinbarung ist zwar kein Friedensabkommen (und wird weder die globale Energiekrise noch die dringende Energienachfrage Deutschlands lösen), aber dennoch bahnbrechend. Nach Einschätzung von Maha Yahya vom Carnegie Middle East Center haben beide Staaten großes wirtschaftliches Interesse daran, diese Vereinbarung auch einzuhalten und somit daran, daß die Ruhe an ihrer gemeinsamen Grenze aufrechterhalten wird.
„Die Einigung verschafft dem Präsidenten der FPM, Michel Aoun, dessen Amtszeit am 31. Oktober endet, einen wichtigen Sieg in einer Zeit, in der das Land den katastrophalsten wirtschaftlichen und institutionellen Zusammenbruch seiner jüngeren Geschichte erlebt.“ Zudem wäre diese Einigung „ohne einen seltenen Konsens zwischen den politischen Parteien des Libanon und die Unterstützung zweier wichtiger politischer Gruppen, der Freien Patriotischen Bewegung (FPM) und der Hisbollah, nicht zustande gekommen.“
Und in Israel stehen am 1. November Parlamentswahlen an:
„Für Israel wird das Abkommen wahrscheinlich erhebliche wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen: Karish, eines der Gasfelder, enthält nach israelischen Schätzungen 1,75 Billionen Kubikfuß Gas im Wert von 3 Milliarden US-Dollar. Es kann auch als politischer Sieg für Premierminister Yair Lapid im Vorfeld der Wahlen im November betrachtet werden, bei denen er mit allen Mitteln um die Erhaltung seiner derzeitigen Mehrheit in der Knesset kämpfen muß.“
Maha Yahya, October 12, 2022: Lebanon and Israel’s Maritime Deal Suspends Them Between No War and No Peace
Hier noch zur Gegenlesung eine eine Sicht aus Tel Aviv (Barak Ravid, Axios): „Biden hails ‚historic breakthrough‘ on Israel-Lebanon maritime border“. [Ein Bericht aus dem Libanon wird nachgereicht]