Wie nur wenige Staaten, hat Israels Regierung in den ersten Tagen nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine die akzeptierten Handlungsmuster auf diplomatischem und internationalem politischen Gebiet beibehalten. Auch bot Premierminister Naphtali Bennet sofort an, daß Israel zwischen beiden Kriegsparteien als Vermittler agiert.
Zu den Motiven dafür mag die gegenseitige Akzeptanz Rußlands und Israels und ihrer jeweiligen regional- und geopolitischen Interessen in der Region und darüber hinaus zählen, darunter die bisher bewährte israelisch-russische Koordination betreffs Syrien, und die historischen Verbindungen ebenso wie die gegenwärtigen vielfältigen Beziehungen und Kontakte auf offizieller staatlicher wie auch gesellschaftlicher Ebene.
Dazu zählen auch die persönlichen Kontakte: Mehr als ein Fünftel der israelisch-jüdischen Bevölkerung stammen aus der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten, sind nach Israel eingewandert, pflegen bis heute enge Kontakte zu ihren Herkunftsgebieten und sind durch russisch(sprachig)e Medien über die Ereignisse in Rußland und der Ukraine bei Bedarf ausführlicher und u.U. weit klarer informiert als durch übersetzte und komprimiert wiedergegebene Nachrichtenmeldungen.
Israels Regierung wird die internationalen Sanktionen – vorerst – nicht mittragen. So übernimmt die Regierung nun die ausgefallene Versicherung für die Fluggesellschaft EL AL, damit diese ihre Fluglinie Tel Aviv-Moskau vorerst weiterführen wird.
Zuvor hatte Außenminister Jair Lapid angewiesen, für den Fall, daß russische Geschäftsleute Anfragen stellen könnten, um die Sanktionen zu umgehen, diese Anfragen abwegig beschieden werden sollten.
Gleichwohl steht Israel für jüdische ukrainische Staatsbürger:innen auf der Flucht vor dem Krieg offen. Der frühere Ministerpräsident und Likudvorsitzende Benjamin Netanjahu geht hingegen weiter. Er fordert, allen ukrainischen Personen, die Zuflucht in Israel beantragen, ein Kurzzeitvisum zu erteilen und verweist auf die guten Beziehungen zwischen Israel und der Ukraine. Bereits seit Jahren seien die israelische und die ukrainische Wirtschaft eng verbunden. Viele israelische Unternehmen beschäftigten Entwicklungsteams mit ukrainischer Basis und, wie Netanjahu anführt, schätzungsweise bis zu 50.000 Programmierer:innen.
Siehe: Times of Israel / Jerusalem Post