Ob mit Lock- oder Shutdown: der Konfliktaustrag in Westasien eskaliert weiter und wie in der Rüstungsexportfrage, auch mit der aktiven Teilnahme der BRD. In ihrem aktualisierten Westasien-Dossier fokussiert die Rosa-Luxemburg-Stiftung auf die Konfliktdimensionen:
„Eine Vielzahl von Konflikten und Kriegen prägen derzeit Westasien. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Die unrühmliche Rolle der internationalen Gemeinschaft, fortgesetzte militärische Interventionen und Waffenlieferungen, auch aus Deutschland, sowie das weitgehende Versagen der Hilfestrukturen führen zu einer Eskalation der Gewalt und zu humanitären Krisen. Internationale Solidarität scheint nur spärlich auf. Mit dieser Themenseite möchten wir die politischen Konstellationen und Entwicklungen in der Region transparenter machen, hinter die Schlagzeilen und Stereotype blicken und alternative Perspektiven vorstellen, also Diskussionen um emanzipatorische Ansätze für Veränderungen abbilden sowie jenen progressiven Akteuren eine Stimme geben, die in den bürgerlichen Medien nur wenig zu Wort kommen.“
Ein Schwerpunkt des Dossiers ist der Gazastreifen. „Gaza. 2020. Unbewohnbar. Was bedeutet Leben in Gaza?“
Nach den Szenarien der Zukunft Palästinas befragt, entwirft Drin. Muriel Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik das Bild „Palästina 2030: eine Dystopie“.
In einem sehr persönlichen Bericht kommt Tamar Almog, Projektleiterin im Büro in Tel Aviv, zu Wort, eindrucksvoll schilert sie den alternativen Gedenktag in Tel Aviv „Leid teilen, Hoffnung spenden. Die israelisch-palästinensische Gedenktagszeremonie“.
„Die Zeremonie fand zum ersten Mal 2006 im Saal eines kleinen Vorstadttheaters in Tel Aviv statt. Seit 2007 wird sie von zwei Organisationen veranstaltet: den von ehemaligen israelischen und palästinensischen Kombattant*innen gegründeten Combatants for Peace (CFP https://cfpeace.org/about/, die sich im gemeinsamen gewaltlosen Widerstand gegen die Besatzung sowie im Aufbau von Netzwerken palästinensischer und israelischer Aktivist*innen engagieren; und dem Parents Circle – Families Forum (PCFF https://www.theparentscircle.org/en/about_eng/ ), einer israelisch-palästinensischen Organisation von Familien, die enge Familienmitglieder im Konflikt verloren haben.“
„Trotz der Dilemmata und Kritiken, die dieser Zeremonie anhängen und die ich teilweise auch teile, bin ich überzeugt, dass diese Veranstaltung in einem tiefen Sinne eine Alternative darstellt. Alleine die Debatte, die sie anstößt, bricht die monolithische Sicht auf, wie eine Gedenkzeremonie auszusehen hat: Es sollte eine gemeinsame Zeremonie sein, Verlust und Trauer sollten auf derselben Bühne präsent sein, es handelt sich nicht um ein Nullsummenspiel, und das Gespräch über die Besatzung und ihre Ungerechtigkeiten sollte Teil der Gedenkpraxis, der Trauer und des Schmerzes sein. Chen Alon, einer der Gründer der CFP und für viele Jahre Leiter der Zeremonie, sagt, dass zu den Aufgaben dieser Zeremonie gehört, eine Vision, unseren Blick auf die Zukunft, zu verkörpern. Sie bietet eine Alternative zur Verzweiflung und Orientierungslosigkeit und gibt den Menschen das Gefühl, dass Hoffnung in der israelisch-palästinensischen Zusammenarbeit liegt.“
Die Dokumentationen mit den Zeremonien von 2020 und den voran gegangenen zwei Jahren können in den Originalsprachen mit englischen Untertiteln direkt abgerufen werden.