Der Zionismus präsentiert sich als absolute Alternative zur »Endlösung der Judenfrage«. Entsprechend schöpft der zionistische Staat aus dem Erinnerungskapital der Shoah seine Rechtfertigung und viele seiner politischen Argumente. Der inflationäre Griff nach diesem Erinnerungskapital verbraucht und verspielt es, besonders seit dem 7. Oktober 2023, mit dem Ergebnis, daß der Zionismus nicht mehr auf diese Erinnerung zurückgreifen kann und er seine Manifestation, den Staat Israel, delegitimiert.
Prof. Dr. Moshe Zimmermann ist Professor emeritus für Neuere Geschichte an der Hebräischen Universität (West-)Jerusalem. Zwischen 1986 und 2012 war er Direktor des Richard-Koebner-Minerva-Zentrums für Deutsche Geschichte.
Jürgen Kaube ist Herausgeber sowie Chef des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Träger des Ludwig-Börne-Preises 2015.
„Wir betonen, dass Überlebende von Gewalt Gehör verdienen und traumatische Erfahrungen sorgfältiger und respektvoller Erinnerung bedürfen. Doch eine Erinnerung, die auf selektiver Empathie, politischer Ausblendung und affektiver Manipulation beruht, ist Propaganda. Eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur muß die universelle menschliche Würde anerkennen, strukturelle und historische Zusammenhänge einbeziehen und jene analytischen Fähigkeiten fördern, die für ein wirkliches Verständnis und eine multidirektionale Erinnerungspolitik notwendig sind. Sie darf das Leid einer Gruppe nicht instrumentalisieren und gleichzeitig die Existenz und Menschlichkeit einer anderen vollständig negieren.“
Zum Antisemitismus – Ein Beitrag der Panorama-Redaktion in der ARD-Mediathek
„Die Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland steigt, Jud:innen berichten von offener Feindseligkeit. Doch „Antisemitismus” kann auch ein schwerer Vorwurf sein, wenn er mißbraucht wird – etwa um Kritik abzuwehren“.
Über die Ansichten der in Deutschland lebenden Bevölkerung zum Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und Israels anschließender militärischer Offensive in Gaza ist wenig bekannt. Eine im August 2025 durchgeführte quotierte, repräsentative Online-Umfrage mit 1.050 Befragten gibt Einblicke in die Meinungen darüber sowie in die Bewertung der Medienberichterstattung, das Verständnis von Antisemitismus und die Haltung zur Erinnerungskultur.
Aufrechter Gang – so läßt sich das Leben Judith Bernsteins treffend beschreiben, lange Jahre mit Ihrem Mann Reiner Bernstein an ihrer Seite – aufrecht in ihrer Haltung für Menschenrechte und Menschenwürde, unerschrocken, wenn es dafür auch galt, israelische (Regierungs-)Politik zu kritisieren. Unvergessen ihr Einsatz zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, für Dialog und Verständigung, gerade in ihren Stadt München (Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe – https://www.jpdg.de) , unvergessen auch ihr Einsatz für die Genfer Initiative (seit 2003), der an der Vision eines palästinensischen Staates neben Israel festhielt.
Hier noch einmal ein Hinweis auf ein Interview, das Heinz Michael Vilsmeier im Mai 2024 mit ihr geführt hatte (Auch in Buchform erschienen)
Im Alter von 78 Jahren ist am 10. November Prof. em. Dr. Micha Brumlik gestorben. Er war von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt/Main und von 2000 bis 2013 dort suv Universitätsprofessor. Geboren 1947 im schweizerischen Davos, Sohn jüdischer Eltern, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Er engagierte sich zeitweise bei den Grünen.
Immer wieder hat er sich kritisch und engagiert in der Debatte um das Verhältnis Deutschland-Israel-Palästina, aber auch zum jüdisch-christlichen Verhältnis und zu den Beziehungen zum Islam zu Wort gemeldet. Erinnert sei hier an seine Mitarbeit an der Entstehung und Propagierung der Jerusalem Deklaration zum Antisemitimus, zu der er auch beim diAkRede und Antwort stand.
ARD: „Am 20. November 1945 beginnt der erste der sogenannten Nürnberger Prozesse. Auf der Anklagebank des Internationalen Militärgerichtshofes sitzen Hermann Göring und 23 weitere ranghohe Nazis, wie Franz von Papen, Wilhelm Keitel oder Albert Speer. Nach monatelangen Verhandlungen verhängt das Militärtribunal zehn Todesurteile und sieben Freiheitsstrafen. Drei Angeklagte werden freigesprochen.
Der Justizpalast in Nürnberg ist aber auch Schauplatz der Begegnung zweier junger Auschwitz-Überlebender: Ernst Michel soll für eine US-amerikanische Nachrichtenagentur über die Nürnberger Prozesse berichten, Seweryna Szmaglewska vor Gericht als Zeugin aussagen.
Screenshot ARD/DasErste
Ernst Michel ist mit seinen 22 Jahren nicht nur der jüngste der internationalen Reporter, die den Prozeß beobachten – er ist unter ihnen auch der einzige Shoa-Überlebende. Eines Tages überrumpelt Otto Stahmer, der Anwalt von Hermann Göring, Ernst Michel mit einem Angebot: Göring möchte den Reporter kennenlernen.
Seweryna Szmaglewska ist 29 Jahre alt und eine von nur zwei polnischen Zeugen, die vor Gericht aussagen sollen. Nach ihrer Befreiung hat sie unverzüglich begonnen, ihre Erinnerungen an die Zeit im Konzentrationslager aufzuschreiben. Ihr Buch „Dymy nad Birkenau“ („Die Frauen von Birkenau“) ist eine so detaillierte Darstellung der Vorkommnisse im KZ, daß die sowjetische Delegation bei den Nürnberger Prozessen es zum Teil ihrer Anklageschrift macht. Auch für Seweryna Szmaglewska wird ihr Aufenthalt in Nürnberg zur Qual. Außerdem ist sie auf der Suche nach ihrem Verlobten Witold, von dem seit der Auflösung des KZ Auschwitz jede Spur fehlt.
Das Dokudrama verwebt Spielszenen (u. a. mit Jonathan Berlin, Katharina Stark, Francis Fulton-Smith und Wotan Wilke Möhring) mit Originalaufnahmen sowie Neudrehs, z.B. mit Ernst Michels Tochter, Lauren Shachar, die exklusiv von ihrem inzwischen verstorbenen Vater erzählt. Jacek Wiśniewski gibt Eindrücke in das Leben seiner inzwischen verstorbenen Mutter Seweryna Szmaglewska.“
Mit Prof. Dr. Markus Dreßler – Moderation: Jakob Eißner
Dienstagsgespräche: Stimmen zu Israel und Palästina
Unsere monatliche Gesprächsreihe geht weiter. Jeden ersten Dienstag im Monat laden wir einen spannenden Gast aus Deutschland, Israel oder Palästina ein, um mit neuen Perspektiven gemeinsam auf die Region zu blicken und die aktuelle Lage vor Ort zu diskutieren. Dabei ist es uns stets ein Anliegen, eine Vielfalt von Stimmen zu Wort kommen zu lassen, die sich (im Einklang mit den Leitsätzen des diAk) für einen offenen und sachlichen Diskurs sowie für einen dauerhaften und gerechten Frieden in Israel und Palästina einsetzen.
Unser nächster Gesprächsabend wird am Dienstag, dem 4. November 2025 von 19 bis 20 Uhr, auf Zoom stattfinden. Diesmal haben wir mit den Religionswissenschaftler und Türkei-Experten Prof. Dr. Markus Dreßler als Gast gewinnen können. Nach zahlreichen Forschungsaufenthalten in Deutschland, der Türkei und den USA ist Markus Dreßler heute Inhaber der Heisenberg-Professur für Moderne Türkeistudien an der Universität Leipzig. Gerade auch vergleichend zum deutschen Diskurs möchten wir mit ihm über türkische Perspektiven auf den Nahostkonflikt und die Antisemitismus-Debatte sprechen.
Dezember 2025 – Drin. Maya Rosenfeld (Jerusalem), Politikwissenschaftlerin und Anthropologin, Hebräische Universität in Jerusalem
Januar 2026 – Dr. Dr. Peter Ullrich (Berlin), Soziologe und Kulturwissenschaftler, Rosa Luxemburg-Stiftung
Vergangene Veranstaltungen:
Oktober – Sally Azar (Jerusalem), Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land: Die Situation palästinensischer Christ*innen nach dem 7. Oktober 2023