„Frieden gibt es erst, wenn jedem recht geschieht“
Der Zionismus ist ohne Europas Kolonialismus nicht vorstellbar. Aber zugleich ist er die Befreiungsbewegung einer von Europäern unterdrückten Minderheit. Was folgt daraus für die Debatten der Gegenwart?
So führt die FAZ einen Beitrag von Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München.
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Diskurs bietet wenig Raum für Komplexitäten
Israels Geschichte ist komplex und teilweise auch paradox. Der Zionismus ist ohne den europäischen Kolonialismus nicht vorstellbar, aber gleichzeitig ist er eine Befreiungsbewegung einer von Europäern unterdrückten Minderheit. Ein Teil der jüdischen Einwanderer nach Israel waren weiße Europäer, die von anderen weißen Europäern vertrieben wurden, ein anderer Teil waren arabische Juden, die von muslimischen Arabern aus ihrer Heimat verwiesen wurden. Die Palästinenser tragen keine Verantwortung am Mord an den europäischen Juden, und doch mussten sie dafür bezahlen.
Der von sozialen Medien beherrschte Diskurs bietet immer weniger Raum, um solchen Komplexitäten der Geschichte und ihrer Konsequenzen für die Gegenwart gerecht zu werden. (…)