Erinnerung

Vor 55 Jahren, am 4. Februar 1969, wird Yassir Arafat zum Vorsitzenden der PLO gewählt, damit geht die Führung der palästinensischen Befreiungsorganisation in die Hände der Palästinenser:innen über. Es beginnt der lange Weg zu der Überzeugung, daß nur ein Staat Palästina an der Seite Israels zu Befreiung und nationaler Würde führen könne… Was ist von dieser Möglichkeit einer kooperativen Vision heute noch geblieben?

Call for Papers

israel & palästina – Zeitschrift für Dialog  3-2023

Thema: Spaltungen, Erosionen und Konflikte in der israelischen Gesellschaft oder Wie alles gekommen ist. 

Israel sei ein tief gespaltenes Land, ist zur Zeit fast täglich in Medien zu lesen und zu hören. Tatsächlich gehen tiefe Risse durch Israels Gesellschaft: die einen sind für, die anderen gegen die aktuelle Regierung und deren Justizreform. In dieser Debatte werden alle Widersprüche, Spaltungen und Missstände wiederbelebt: Links gegen Rechts, Religiöse gegen Säkulare, Zentrum gegen Peripherie. 

Bereits die Entstehungsgeschichte des israelischen Staates ist voller Dynamiken und Konflikte. Das Verhältnis von Religion, Ethnie und Politik bleibt seit der Staatsgründung ungelöst und führt seit mehr als 75 Jahren immer wieder zu Spannungen zwischen der Idee eines demokratischen Staates aller Bürger:innen und der einer Heimstatt (und Privilegierung) des jüdischen Volkes. 

Dabei spielt die Frage des Zionismus eine zentrale Rolle: von der Nationalbewegung einer Minderheit wurde er zu einer Staatsideologie, die heute in verschiedenen Varianten vorzufinden ist. Der nationalreligiöse Zionismus,  wie er sich in der jüngeren Geschichte Israels entwickelt hat, dient als Begründung für die Expansions- und Siedlungsbewegung in den besetzten Palästinensischen Gebieten. Gleichzeitig fordern Postzionisten die Überwindung der Verkoppelung von Staat und Religion und die Forderung nach einem liberalen, säkularen Staat.

Der Status der nicht-jüdischen Minderheiten wurde nie endgültig gelöst und ist in den letzten Jahren immer weiter beschnitten worden. Zuletzt entluden sich die Konflikte zwischen Palästinenser*innen mit israelischer Staatsbürgerschaft und rechten jüdischen Israelis bei den sogenannten Mai-Unruhen 2021 im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um Sheikh Jarrah, Ausschreitungen während des Ramadan auf dem Tempelberg/Haram as-Sharif und der Altstadt Jerusalems sowie des Krieges im Gazastreifen. Während der Ausschreitungen zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis in israelischen Städten kamen Siedler*innen, insbesondere die sogenannten Hilltop-Youth, vielfach ins israelische Kernland, worin einige Beobachter eine neue Dimension der Eskalation und die Gefahr eines Bürgerkrieges sahen.

Die letzte Episode der Spaltung stellt die Radikalisierung nach der letzten Wahl dar: radikalisierter, religiös begründeter Nationalismus, deren Vertreter heute die Regierung stellen, läßt die Gewalt besonders durch die Siedler auf ein bisher nicht gekanntes Maß anwachsen. Die Justizreform ist der Ausdruck einer Abkehr von den demokratischen und liberalen Elementen des Staates und seinem Kennzeichen der Gewaltenteilung. Zugleich ist dies der Katalysator des Bruches zwischen dem rechten Lager und dem liberal-säkularen Mitte-links Spektrum. Diese Spaltung geht soweit, dass mittlerweile vor der Gefahr einen Bürgerkrieges gewarnt wird.

Steht Israel also vor der endgültigen Spaltung? 

Bedeutet diese Politik und ihre Auswirkungen eine Abkehr von dem historischen Kompromiss zwischen demokratischer Ordnung und jüdischem Staat? Steht Israel vor einer endgültigen Übernahme durch rechtsextreme Kräfte und was würde das für die Minderheiten in Israel/Palästina bedeuten? 

Die Vertreter dieser auch als Neozionismus bezeichneten Neuinterpretation des Staates fordern u.a. die Annexion der palästinensischen Gebiete und die gewaltsame Unterdrückung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung. Diese Politik würde das Ende der völkerrechtlich legitimierten und nach UN-Mehrheitsbeschluss festgelegten Teilung und der Forderung des Aufbaus zweier Nationalstaaten bedeuten.  

Themenschwerpunkte für Beiträge: 

  • Ursprünge und Traditionen der zionistischen Bewegung als Nationalbewegung
  • Die Voraussetzungen und Bedingungen der Staatsgründung 1948
  • Geschichte der Friedensbewegungen, Ansätze zur Konfliktlösung 
  • Aushandlung von Minderheitenrechten in der Geschichte des Landes 
  • Was eint bzw. trennt die Protestbewegung?
  • Was ist Neozionismus? 

Call for Papers

Für das Heft 3/2023 suchen wir Beiträge zu den oben genannten Themen. Artikel mit einem Umfang von höchsten 10.000 Zeichen (5 Seiten), 12, Times new roman, 1,5 Zeilen, Harvard Referencing können bis zum 15. Oktober 2023 per E-Mail an redaktion@diak.org eingereicht werden. Bitte fügen Sie auch einen Kurzlebenslauf bei.

Gerne können auch bereits erschienene, gekürzte oder überarbeitete Beiträge eingereicht werden.

Interessierte sind herzlich eingeladen, vor einer Einreichung die Redaktion zu kontaktieren, um sich über die geplante Einreichung abzustimmen. Die Redaktion behält sich vor, nach einem Review-Prozess Beiträge auszuwählen oder abzulehnen.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

israel & palästina – Zeitschrift für Dialog

israel & palästina – Zeitschrift für Dialog oder kurz i & p ist das Mitgliedermagazin des diAk – Israel ■ Palästina ■ Deutschland — zusammen denken. Jede der quartalsweise erscheinenden Zeitschrift hat ein Schwerpunkthema und informiert umfassend über neue Entwicklungen in Israel und Palästina. Die Themen reichen von Frieden und Konflikt, über Politik, Kultur, Gesellschaft bis Religion. Die Beiträge, Analysen, Rezensionen und Originaldokumente lassen verschiedene Stimmen aus der Region und Deutschland zu Wort kommen, sodass ein multiperspektivisches Bild entsteht. Damit sollen vor allem konstruktive Debattenanstöße für eine deutschsprachige Leserschaft ermöglicht werden. Ebenso sollen komplexe Themen fundiert und verständlich für ein breites Publikum vermittelt werden. Das i & p Magazin fungiert somit als Medium zwischen Fachreisen, politischer Bildung und breiter Öffentlichkeit.

Die Hefte haben einen Umfang von ca. 80 Seiten und erscheinen seit 2013 im AphorismA Verlag. Das erste Heft hat der diAk 1983 herausgegeben.

Offizielle ‚Deutsch-palästinensische Gespräche‘ auch in schwierigen Tagen

Am 19. Mai 2020 tagte – diesmal als Videokonferenz – , zum fünften Mal der Deutsch-Palästinensische Lenkungsausschuß unter Leitung des palästinenensischen Ministerpräsidenten Dr. Mohammad Shtayyeh und des deutschen Außenministers Heiko Maas.
Sie endete mit einer gemeinsamen Erklärung, im Text heißt es diplomatisch:

They noted with grave concern the agreement between coalition parties in Israel to advance plans for annexation of occupied Palestinian territories as stipulated in the Israeli coalition agreement signed on 20 April. Annexation of any part of occupied Palestinian territories including East Jerusalem constitutes a clear violation of international law and seriously undermines the chances for the two-state solution within a final status agreement. Germany took note of the Palestinian view that such a step would put an end to all signed agreements. Both sides emphasised that international law, including international humanitarian law and international human rights law, constitutes a cornerstone of peace and security in the region and of a rules-based multilateral order globally.

Die deutsche Seite nahm die palästinensische Position zur Kenntnis, daß ein solcher Schrittt [die Annektion] das Ende aller vertraglichen Abmachungen [zwischen der PA / PLO und Israel] bedeuten würde. Im Satz danach heißt es dann, daß beide die Bedeutung des Völkerrechts unterstrichen …

Die diplomatische Korrespondentin von Haaretz Noa Landau liest die gemeinsame Erklärung unter dem Titel:

Germany, Palestinian Authority Release Joint Statement Against Israeli Annexation Plan

Warten wir einmal ab, zu welchen Schritten sich die Bundesregierung – im Angesicht der Trümmer einer Zwei-Staaten-Regelung – wirklich entschließen wird.

Die Schlußerklärung findet sich als Pressemittelung des Außwärtigen Amtes, bislang nur in der englischen Fassung, eine Deutsche folgt, auf der Internetseite des Ministeriums.

 

 

Erinerung – und ihre zwei Seiten

Was für die einen Rettung und Zukunft bedeutet(e), haben andere anders erlebt und erlitten. Das Webmagazin +972mag.com lädt in einem Podcast ein, auch diese Geschichte zu sehen und zu hören – zusammen denken!

Friedensarbeit neu denken

Ofer Zalzberg, seines Zeichens Senior Analyst der International Crisis Group in Isral hat in einem spannenden Papier für das Trinity College Dublin, an dem er zur Zeit promoviert, Stärken und Schwächen der zurückliegenden Versuche der Freidensstiftung untersucht und weist insbesondere darauf hin, daß die liberale, westliche Herangehensweise nicht ausreicht, um Konfikte zu versöhnen, bei denen konträre Weltsichten und Ideologien beteiligt sind.

„This article briefly reviews the faults and merits of peacemaking efforts anchored in liberal ideologies. It further calls for a shift in strategy and outlines an approach that seeks transformation of conflicts through acknowledging the ways in which contrasting worldviews undergird and sustain the political conflict.“

Ofer, Zalzberg. 2019. “Beyond Liberal Peacemaking: Lessons from Israeli-Palestinian Diplomatic Peacemaking.” Review of Middle East Studies 53 (1).

Frieden im ‚Heiligen Land‘?

Projektpräsentation und Diskussion

Holy Land Trust ist eine Organisation, die seit 1998 in Bethlehem die Zivilgesellschaft stärkt, an gewaltfreien Friedenskonzepten arbeitet und in den besonderen aktuellen Bedingungen daran festhält, Begegnungsmöglichkeiten zwischen der jüdisch-israelischen und der palästinensischen Bevölkerung zu schaffen. Thomas Trischler , eine deutsch Friedensfachkraft (ZFD), stellt die Arbeit der Organisation vor.
Die Veranstaltung in der Landeszengtrale für politsche Bildung wird auf deutscher Seite unterstützt von Friendship Across Borders.

Ziel der Veranstaltung ist ein Erfahrungsaustausch von Menschen, die von Berlin aus die Entwicklungen im Nahen Osten verfolgen und sich für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen.

Montag, 10. Juni 2019 | 18.00 bis 20.00 Uhr | Ort: Berliner Landeszentrale für politische Bildung, Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin, Besuchszentrum. Ansprechperson Reinhard Fischer | Telephon (030) 90227 4962

Das Kalenderblatt im Oktober 2017

An dieser Stelle präsentieren wir zu jedem Monatsanfang ein neues Kalenderblatt aus dem diAk-Kalender für das Jahr 2017 (erschienen als Ausgabe IV/2016) – mit vielen Photos und Geschichten zu den Personen und Projekten hinter der Initiative Combatants for Peace.

Im Oktober werden die Aktivitäten und Proteste der Qalquilya-Tel Aviv-Gruppe der Combatants porträtiert.

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Das Kalenderblatt im September 2017

An dieser Stelle präsentieren wir zu jedem Monatsanfang ein neues Kalenderblatt aus dem diAk-Kalender für das Jahr 2017 (erschienen als Ausgabe IV/2016) – mit vielen Photos und Geschichten zu den Personen und Projekten hinter der Initiative Combatants for Peace. Im September berichtet Avner von der Möglichkeit, in der Begegnung und besonders während des israelisch-palästinensischen Gedenktages der Opfer des Konfliktes gemeinsam zu gedenken.

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Steigende Spannungen um die ‚Holy Esplanade‘

Mit Blick auf die sich weiter steigenden Spannungen um die ‚Holy Esplanade‘ in der Altstadt und das bevorstehende Freitagsgebet, das zweite seit dem Beginn der Spannungen, sei das Statement von Ir Amim zur Lektüre empfohlen.

Besonders der Satz

What is important to underscore is that perception matters and all events that happen on the Temple Mount / Haram al-Sharif will be seen through the political lenses of the multiple parties involved.

sollte den politisch Verantwortlichen einleuchten.

http://messages.responder.co.il/2660335/82465888/7649373d51a0e5b181dd82c2781a7336

Das Kalenderblatt im Juli 2017

An dieser Stelle präsentieren wir zu jedem Monatsanfang ein neues Kalenderblatt aus dem diAk-Kalender für das Jahr 2017 (erschienen als Ausgabe IV/2016) – mit vielen Photos und Geschichten zu den Personen und Projekten hinter der Initiative Combatants for Peace. Das Kalenderblatt im Juni erzählt von Ahmad, ein ehemaliges Mitglied der lokalen Hamas-Bewegung und Rettungssanitäter, der trotz schmerzvollen Erfahrungen und Verlusten bis heute daran glaubt, daß ein Dialog mit den Israelis der einzige Weg ist, die Besatzung zu beenden und in Frieden zu leben.

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