Frieden mit Fragezeichen

Donald Trump läßt sich für seinen Gaza-Deal feiern. Doch wie blickt der Nahe Osten auf das Abkommen? Mitarbeiter und Miterabiterinnen der Ebert-Stiftung berichten aus den betroffenen Ländern.

Studienprogramm(e) an der Near East School of Theology (NEST) in Beirut

Von Mitte September bis Mitte Dezember 2026 können Pfarrerinnen und Pfarrer an einer Fortbildung zur Qualifizierung im christlich-islamischen Dialog teilnehmen. Das Studium ist eingebettet in das erste Semester des Studienprogramms „Studium im Mittleren Osten“ an der NEST. Das Programm besteht aus Seminaren, Begegnungen und Exkursionen. Es werden grundlegende Kenntnisse zum Islam und zu den christlichen Kirchen des Nahen Ostens sowohl auf theologischer als auch auf praktischer Ebene vermittelt. Unterrichtssprache ist Englisch.

Das Angebot richtet sich vor allem an Pfarrerinnen und Pfarrer, die Anspruch auf einen dreimonatigen Studienurlaub haben. Ob ein Anspruch besteht, ist vor der Bewerbung für das Studienprogramm mit dem zuständigen Referat für Fortbildung/Studienzeit in der jeweiligen Landeskirche zu klären, eine schriftliche Bestätigung von dort ist der Bewerbung beizufügen. Im Einzelfall kann die Teilnahme auch Pfarrerinnen und Pfarrern ermöglicht werden, für deren Aufgabengebiet eine Qualifizierung im interreligiösen Dialog notwendig ist. Eine Prüfung ist jedoch erforderlich. An dem Programm können auch Pfarrerinnen und Pfarrer aus anderen Landeskirchen im Bereich der EKD teilnehmen.

Die NEST liegt in einem gemischten, sehr sicheren Stadtviertel Beiruts nahe der amerikanischen Universität und der deutschen Gemeinde. Sie ist die kirchliche Hochschule, ein kleiner Campus, in dem Theologinnen und Theologen für die evangelischen Kirchen des Nahen und Mittleren Ostens ausgebildet werden. Die Teilnehmenden werden in Zimmern der NEST untergebracht sein und dort auch an den Lehrveranstaltungen teilnehmen (zusammen mit den Studierenden des Studienprogramms „Studium im Mittleren Osten“). Das gemeinsame Leben an der Hochschule verbindet Theologie und Spiritualität, eröffnet die Möglichkeit, unterschiedliche geistliche Traditionen und Kulturen zu erleben und sich darüber auszutauschen. Unterbringung, selbst gestaltete Andachten, Sportmöglichkeiten und Verpflegung sind Teil des Programms.

Das Studiensemester bietet die einmalige Chance, nicht nur den Libanon, das wunderschöne „Land der Zedern“, aus nächster Nähe wahrzunehmen, sondern auch den Islam aus einer Mehrheitsperspektive kennenzulernen sowie viel über den konfessionellen Reichtum und die aktuelle Situation christlicher Kirchen im Nahen und Mittleren Osten zu erfahren. Vor allem ist es anregend, von den Christinnen und Christen, die seit Jahrhunderten mit und unter dem Islam leben, mehr von ihrem Lebensalltag zu erfahren. Spannend sind ihre Wege, mit Musliminnen und Muslimen so ins Gespräch zu kommen, dass sie die christlichen Überzeugungen besser nachvollziehen können. Inspirierend wird es sein, nach Perspektiven für einen jüdisch-christlich-islamischen Dialog unter den derzeitigen Bedingungen zu fragen und auch danach, wie eine gemeinsame Zukunft in der Region Gestalt gewinnen könnte. Die religiöse Vielgestaltigkeit des Landes gibt so Gelegenheit, die Chancen und Grenzen des Miteinanders der Religionen zu erleben und zu reflektieren.

Das Ziel dieses Studienangebots ist die Befähigung, als Multiplikator bzw. Multiplikatorin im interkonfessionellen sowie interreligiösen Dialog mitzuarbeiten. Zum Studienprogramm gehören ein Vorbereitungstreffen sowie ein Auswertungstag.

Das Zentrum Oekumene bereitet mit den Teilnehmenden den Aufenthalt durch Bildungs- und Begleitprogramme intensiv vor und nach und steht für Fragen auch bei kritischen Situationen verläßlich mit Beratung und Alternativen zur Verfügung.

Die Eigenbeteiligung liegt bei ca. 2.000.- €. Die Fahrtkosten zu den Vor- und Nachbereitungstreffen sind von den Teilnehmenden zu tragen. Bewerbungen können bis zum 15. November 2025 erfolgen.

Nähere Informationen erhalten Sie bei
Pfr. Dr. Andreas Goetze, Referent für den interreligiösen Dialog – Schwerpunkt Islam und Christ*innen im Mittleren Osten – im Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW,
E-Mail: goetze@zentrum-oekumene.de – Telephon: 069 / 976518-69.

Die Bewerbungen bitte auf dem Dienstweg an das
Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW,
z.Hd. OKRin Christina Schnepel, Praunheimer Landstraße 206,
60 488 Frankfurt/Main

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Auch für das „Studium im Mittleren Osten“ (SiMO) für Studierende nach der Zwischenprüfung fassen die Organisazoren eine Entsendung ab 2026 wieder ins Auge. Dies betrifft in erster Linie ebenfalls den regulären Entsendungstermin im September 2026 für das Studienjahr 2026/27. Unter Umständen (!) wären jedoch auch besondere Absprachen über einen kürzeren Studienaufenthalt an der NEST (z.B. „SiMO+“) bereits im Sommersemester 2026 möglich. Das Sommersemester beginnt im Libanon bereits in der zweiten Januarhälfte und geht bis Ende Mai.

Da ein Neustart nach einer langen kriegs- und krisenbedingten Unterbrechung immer auch einen gewissen Verlust eingespielter Routinen bedeutet, wird aktuell zunächst auf die üblichen Bewerbungsfristen (normalerweise: 10. Dezember für das im darauffolgenden September beginnende Studienjahr) verzichtet. Alle Interessierten werden jedoch gebeten, so schnell wie möglich das persönliche Gespräch oder Kontakt mit einem Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses des SiMO-Programms (Dr. Claudia Rammelt als Vorsitzende, Dr. Sara Binay und Johannes Mieth) zu suchen.

Nähere Informationen mit dem Bewerbungsformular für die Entsendung über die EMS findet sich hier: https://ems-online.org/mitmachen/#c1389

Eine ausführlichere SiMO-Informationsseite außerdem hier: http://simo-studienprogramm.org/

Union for the Mediterranean

Progress Report: Regional Integration in the Union for the Mediterranean 2025


From the Preface by the OECD
In 2021, the OECD published its first report monitoring regional integration in the Euro-Mediterranean region. This second edition of Regional Integration in the Union for the Mediterranean assesses progress made since 2021 – a period marked by the impacts of the COVID-19 pandemic, successive economic shocks, ongoing conflicts in the Middle East, and an increasingly complex geopolitical context.In this challenging environment, our report highlights the opportunities that economic integration offers for countries in the region to achieve stability, peace and prosperity

Silence is Complicity

Gemeinsame Erklärung der humanitären Beauftragten der Vereinten Nationen in der Nahostregion

Joint Statement by UN Resident and Humanitarian Coordinators in the Occupied Palestinian Territory (OPT), Syria, Yemen and Lebanon

One year ago, we called on those in power to end attacks against humanitarian workers and aid operations. Release all those arbitrarily detained. Safeguard the humanitarian space in the Middle East. That call remains unanswered.

Across the region, civilians, including humanitarian workers, have already endured an unbearable toll of decades of conflict and protracted crises. They are being killed, injured, and attacked in shocking numbers. Violations of international humanitarian law are at an unprecedented level, and impunity has become the norm.

The world is failing humanitarian workers and the people they serve. Since August 2024, at least 446 aid workers were killed, wounded, kidnapped or detained in the Occupied Palestinian Territory, Syria, Yemen and Lebanon. This brings the total number since August 2023 to at least 841 affected workers, including 584 killed, 215 wounded, 38 detained, and 4 kidnapped.

The assault on humanitarian space now includes moves to dismantle multilateral norms, undermine UN‑mandated bodies, and defund institutions tasked with protection and justice.

Even speaking out has become a liability, risking humanitarian access and triggering political retaliation.

Justice has failed for serious violations, whether committed by the same actors or by others emboldened by their impunity. The climate of permissiveness is politically indefensible and morally intolerable. There can be no exceptions to the rules of war. All parties must comply with international humanitarian law and be held accountable.

When we protect humanitarian workers, we are not only protecting the people they serve in the Middle East. We are protecting civilians everywhere, the international system, and the principles that underpin our collective dignity and humanity.

Humanitarians are not giving up, neither should the world.

This World Humanitarian Day, we renew our call—louder, sharper, uncompromising: Respect international humanitarian and human rights laws. Protect those who protect humanity. End impunity or be complicit. The world is watching. #ActForHumanity. Now.

Signatories

Dr. Ramiz Alakbarov, UN Resident and Humanitarian Coordinator for the Occupied Palestinian Territory (OPT), and Officer-In-Charge Special Coordinator for the Middle East Peace Process

Mr. Adam Abdelmoula, UN Resident and Humanitarian Coordinator for Syria

Mr. Julien Harneis, UN Resident and Humanitarian Coordinator for Yemen

Mr. Imran Riza, UN Resident and Humanitarian Coordinator for Lebanon

Libanons fragile Gegenwart

Aktuelles Crisis Group Briefing (Langfassung)

What’s new? Even as a fragile ceasefire holds, Lebanon is grappling with questions raised by the devastating 2023-2024 Israel-Hizbollah war. These include how hard Hizbollah’s opponents will press the weakened group to disarm, as the truce requires, and whether intracommunal tensions provoked by the displacement crisis will subside or flare again. 


Why does it matter? Lebanon has just emerged from two years with no president and only a caretaker government. The new leadership faces enormous economic challenges, including post-war reconstruction, and can ill afford a return to either political paralysis or domestic strife. 


What should be done? The country’s competing camps should move carefully and gradually rather than risk confrontation over Hizbollah’s disarmament. Foreign countries should no longer meddle in this debate. Instead, they can bolster Lebanon’s stability by financially supporting the cash-strapped army and organisations serving the tens of thousands who remain displaced.

„Wir werden ihn besitzen“

So US-Präsident Donald Trump zum Gazastreifen.

Foreign Policy bat zehn Autoren, auf die Ankündigung des US-Präsidenten zu reagieren. Die Frankfurter Rundschau legt die Antworten erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht wurden sie am 6. Februar 2025 Magazin Foreign Policy.

Yousef Munayyer, einem palästinensischen Staatsbürger Israels und Leiter des Programms Palästina/Israel am Arab Center Washington DC

Robert A. Pape, Professor für Politikwissenschaft an der University of Chicago und Direktor des Chicago Project on Security and Threats.

Ahmed Fouad Alkhatib, einem in Gaza ansässigen Schriftsteller, Analyst und Senior Fellow beim Atlantic Council.

Dennis Ross, einem angesehenen Fellow am Washington Institute for Near East Policy.

Khaled Elgindy, Gastwissenschaftler am Center for Contemporary Arab Studies der Georgetown University.

Matthew Duss, dem geschäftsführenden Vizepräsidenten des Center for International Policy.

Dalia Hatuqa, Multimedia-Journalistin aus den USA und dem Westjordanland.

Sara Khorshid, Doktorandin an der Western University in Kanada.

Rala Rharrit, einer ehemaligen US-Diplomatin, die 18 Jahre lang im US-Außenministerium tätig war, bevor sie im April 2024 aus Protest gegen die Gaza-Politik der Biden-Regierung zurücktrat.

Aaron David Miller, Senior Fellow bei der Carnegie Endowment for International Peace.

Führt der Weg über „Abraham“?

Ein Essay über die Bedeutung, Möglichkeiten und Grenzen der sog. Abraham-Accords von Khaled Elgindy (Washington D.C., ehemaliger Senior Fellow und Direktor des Programms für Palästina und palästinensisch-israelische Angelegenheiten am Middle East Institute [MEI]) auf der Seite ipg-jounal.de

Geheimnisvolles Byblos

Die jahrtausendealten Überreste der Stadt Byblos im heutigen Libanon gehören zu den faszinierendsten archäologischen Stätten des Nahen Ostens. Die antike Stadt wird seit rund 150 Jahren erforscht. Nun machte ein französisch-libanesisches Forscherteam eine außergewöhnliche Entdeckung: Unter Byblos ruht seit fast 4.000 Jahren eine riesige, intakte Nekropole …

An der libanesischen Küste liegt eine der ältesten Städte der Welt: Byblos. Mit ihren jahrtausendealten Ruinen aus verschiedenen Epochen und Stilen ist sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten des Nahen Ostens. Ende der 2010er Jahre machte ein französisch-libanesisches Team eine ebenso außergewöhnliche wie unerwartete Entdeckung: riesige unterirdische Strukturen, die fast 4.000 Jahre alt sind.

Das Archäologen-Team entdeckte eine weitläufige Nekropole mit monumentalen Grabkammern, die teilweise aus mehreren Einzelkammern bestehen. Die Gräber liegen übereinander und bilden eine Anordnung, die in dieser Region noch nie zuvor entdeckt wurde. Noch erstaunlicher ist, daß die Grabkammern intakt und ungeplündert sind. Die Nekropole enthält noch alle Gebeine und Gegenstände, die die Toten auf ihrer Reise ins Jenseits begleiten sollten.

Diese Gegenstände verraten, daß die Verstorbenen einst zur Elite von Byblos gehörten. Sie zeugen auch von den Verbindungen der Stadtbewohner zum alten Ägypten. Byblos war über Jahrtausende Hauptlieferant eines Rohstoffes, der für die Entwicklung des ägyptischen Reichs eine zentrale Rolle spielte: Bauholz, vor allem Zedernholz. Es war für die Pharaonen unentbehrlich, um Pyramiden, Schiffe und Paläste zu bauen.

Diese Dokumentation begleitet die Ausgrabungen in der Nekropole, die von einem Archäologen-Team des Louvre und der libanesischen Generaldirektion für antike Schätze vorangetrieben werden. Jeder Arbeitsschritt, jede Entdeckung in diesem seit der Bronzezeit verschütteten Labyrinth bringt neue Erkenntnisse über die Blütezeit von Byblos.

Ein Gespräch mit Daniel Gerlach

Interview im ZDF | 28. September 2024

Der Kontext ist entscheidend

Der Nahosthistoriker Lorenzo Kamel im Gespräch auf Quantara.de (jetzt neu unter derm Dach des ifa – Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart) über die Möglichkeiten der Europäischen Union (EU), die bislang keine nennenswerte Vermittlerrolle im Nahen Osten übernommen hat. Wie könnte sie wirksam zu einer dauerhaften Friedenslösung nach dem Gaza-Konflikt beitragen? Welchen Kurs sollte sie gegenüber autoritären Regimen in der Region einnehmen?